Hirsch

Hirsch

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Hirsch [hɪrʃ], der; -[e]s, -e:
wild besonders in Wäldern lebendes, größeres Tier mit glattem, braunem Fell, langer Schnauze, kurzem Schwanz, Hufen und einem Geweih:
der Hirsch röhrte.

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Hịrsch 〈m. 1; Zool.〉
1. 〈i. w. S.〉 Angehöriger einer wiederkäuenden Paarhuferfamilie, deren Männchen meist Geweih tragen: Cervidai
2. 〈i. e. S.〉 Europäischer Rothirsch
● der \Hirsch schreit, röhrt; alter \Hirsch 〈fig.; umg.〉 jmd., der in einer Sache, Tätigkeit erfahren, bewandert ist; ein kapitaler, schwacher, starker \Hirsch; lauernder \Hirsch Zielfigur im Schießsport [<ahd. hir(u)z, engl. hart <germ. *herut- <idg. *kerud-, eigtl. „geweihtragendes Tier“; zu idg. *her(ə)- „Horn, Geweih“; → Horn, Hinde]

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Hịrsch, der; -[e]s, -e, österr. auch: -en, -en:
1. [mhd. hirʒ, ahd. hir(u)ʒ, eigtl. = gehörntes od. geweihtragendes Tier, verw. mit Hirn]
a) (meist in Wäldern lebendes) wiederkäuendes Säugetier mit glattem, braunem Fell, kurzem Schwanz u. einem Geweih (beim männlichen Tier);
b) Kurzf. von Rothirsch:
ein Rudel Hirsche äst auf der Wiese;
c) männlicher Rothirsch:
der H. röhrt.
2. (berlin. ugs.) Könner:
dein Freund ist wirklich ein H.
3. (oft scherzh.) Schimpfwort für eine männliche Person:
mach, dass du wegkommst, du H.!
4. [nach der Wendung »jmdm. Hörner aufsetzen« (vgl. Horn 1)] (scherzh.) betrogener Ehemann.
5. (scherzh.) Fahrrad, Motorrad, Moped.

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Hịrsch,
 
1) August, Medizinhistoriker und Epidemiologe, * Danzig 4. 10. 1817, ✝ Berlin 28. 1. 1894; seit 1863 Professor in Berlin; nahm an mehreren Expeditionen zur Seuchenerforschung teil; beschäftigte sich v. a. mit der Geschichte der epidemischen Krankheiten.
 
 2) Emanuel, evangelischer Theologe, * Bentwisch (Kreis Priegnitz) 14. 6. 1888, ✝ Göttingen 17. 7. 1972; 1906-11 Studium in Berlin (bei Adolf von Harnack und Karl Holl); 1921 Professor für Kirchengeschichte, 1936-45 für systematische Theologie in Göttingen; 1933-45 (dem nationalsozialistischen Staat positiv gegenüberstehend) Dekan der theologischen Fakultät. Hirsch verfasste geistes- und theologiegeschichtliche Werke und erlangte v. a. als Übersetzer und Kommentator der Schriften S. Kierkegaards Bedeutung. Dessen innerer Kampf und das Ringen M. Luthers um persönliche Glaubensgewissheit bilden vor dem Hintergrund der Spannung zwischen der christlichen Überlieferung und dem neuzeitlichen Denken die bestimmenden Pole der Theologie Hirschs.
 
Werke: Die idealistische Philosophie und das Christentum (1926); Kierkegaard-Studien, 3 Bände (1930-35); Geschichte der neueren evangelischen Theologie. .., 5 Bände (1949-54); Hauptfragen christlicher Religionsphilosophie (1963); Weltbewußtsein und Glaubensgeheimnis (1967).
 
 
Christentumsgesch. u. Wahrheitsbewußtsein. Studien zur Theologie E. H.s, hg. v. J. Ringleben (1991).
 
 3) Hugo, Komponist, * Birnbaum (heute Międzychód, Woiwodschaft Posen) 12. 3. 1884, ✝ Berlin 16. 8. 1961; lebte ab 1933 in der Emigration (London, Paris) und kehrte 1950 nach Deutschland zurück; war mit Operetten, Revuen und Schlagern sehr erfolgreich, u. a. »Die Scheidungsreise« (1918, darin »Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht«), »Die tolle Lola« (1923).
 
 4) Karl Jakob, Pseudonyme Karl Bọ̈ttner, Joe Gạssner, Schriftsteller, * Hannover 13. 11. 1892, ✝ München 8. 7. 1952; arbeitete ab 1918 als Bühnenbildner und Maler. Bekannt wurde er v. a. mit seinem pazifistischen Roman »Kaiserwetter« (1931). 1934 emigrierte er in die USA; Schriftleiter der in New York erscheinenden »Neuen Volkszeitung«; 1948 Rückkehr nach Deutschland.
 
Weitere Werke: Romane: Felix und Felicia (1933); Hochzeitsmarsch in Moll (entstanden 1936, Buchausgabe herausgegeben 1986); Gestern und Morgen (1940).
 
Tagebuch aus dem Dritten Reich (1939); Heimkehr zu Gott (1946; autobiographisch).
 
 5) Ludwig, österreichischer Liedermacher und Schauspieler, * Weinberg (Steiermark) 28. 2. 1946; beschreibt in seinen zynisch-aggressiven, aber einfühlsamen Liedern u. a. Kinder, Verlierer, Ausgestoßene, Spießbürger. Seine von Angst geprägte, zum Teil skurrile Bildersprache kann sich bis zu Schreckensvisionen steigern; seine Melodien sind bewusst einschmeichelnd.
 
 6) Max, Verlagsbuchhändler, Kaufmann, * Halberstadt 30. 12. 1832, ✝ Homburg von der H. (heute Bad Homburg von der Höhe) 26. 6. 1905; wurde 1864 Mitglied des ständigen Ausschusses der deutschen Arbeiterbildungsvereine, Mitbegründer der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine nach englischen Vorbildern. 1869-93 war er Mitglied des Reichstags (Deutsche Fortschrittspartei, später Freisinnige Partei).
 
 7) Samson Raphael, Rabbiner und jüdischer Theologe, * Hamburg 20. 6. 1808, ✝ Frankfurt am Main 31. 12. 1888; war ab 1847 Landesrabbiner von Mähren in Nikolsburg und wurde 1851 Rabbiner der in diesem Jahr gegründeten orthodoxen »Israelitischen Religionsgesellschaft« in Frankfurt am Main, trat als Mitbegründer und führende Persönlichkeit der jüdischen Neuorthodoxie gegen das Reformjudentum für die Bewahrung traditioneller jüdischer Werte und Kultformen ein.

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Hịrsch, der; -[e]s, -e [1: mhd. hirʒ, ahd. hir(u)ʒ, eigtl. = gehörntes od. geweihtragendes Tier, verw. mit ↑Hirn; 4: nach der Wendung „jmdm. Hörner aufsetzen“ (vgl. ↑Horn 1)]: 1. a) (meist in Wäldern lebendes) wiederkäuendes Säugetier mit glattem, braunem Fell, kurzem Schwanz u. einem Geweih (beim männlichen Tier); b) kurz für ↑Rothirsch: ein Rudel -e äst auf der Wiese; c) männlicher Rothirsch: ein kapitaler H.; der H. schreit, röhrt; Am Sonnabend ... drehte sich der Wind und wurde hart und kalt, und sofort orgelten überall die -e (Löns, Gesicht 141). 2. (berlin. ugs.) Könner: dein Freund ist wirklich ein H. 3. (oft scherzh.) Schimpfwort für eine männliche Person: mach, dass du wegkommst, du H.! 4. (scherzh.) betrogener Ehemann. 5. (scherzh.) Fahrrad, Motorrad, Moped.

Universal-Lexikon. 2012.

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